Also, da war mal diese Corona-Pandemie. Du erinnerst dich bestimmt.
Wie viele andere Großstadtmenschen auch, fühlte ich mich in unserer angemieteten Stadtwohnung gar nicht mehr frei und ungebunden, sondern eingesperrt und eingeengt. Ich habe mich nach einem kleinen Häuschen mit großem Garten gesehnt, in dem die Kinder toben und wir Erwachsenen uns sinnvoll beschäftigen können. Ich wollte etwas gestalten und mit meinen eigenen Händen aufbauen. Körperliche Arbeit als erfüllende und sinngebende Freizeitbeschäftigung waren Teil meines Plans, von dem ich auch meinen Mann überzeugen konnte.
Und da war der Wunsch nach einem Rückzugsort für meine Familie und mich. Ein Ort ab vom Schuss, an dem wir uns vom manchmal stressigen Alltag erholen und den wir jederzeit aufsuchen können, ob an den Wochenenden oder in den Ferien. Und ein Ort, an dem wir als Familie Ausnahmesituationen, wie eine Pandemie etwa, gut und sicher überstehen können ohne uns gegenseitig an die Gurgel zu gehen.
Das Beste aus zwei Welten – Pendeln zwischen Stadt und Land
Das Stadtleben selbst wollte ich aber nicht völlig aufgeben. Ich bin zwar in einem Dorf aufgewachsen, aber nach vielen Jahren in der Stadt habe ich die Annehmlichkeiten sehr zu schätzen gelernt. Zudem arbeiten wir in der Stadt und die Kinder gehen dort zur Schule. Wir wollten also beides: Ein Leben in der Stadt und auf dem Land!
So entstand die Idee, außerhalb der Stadt, aber für uns gut erreichbar, ein Haus mit Garten zu kaufen. Eine ältere, sanierungsbedürftige Bestandsimmobilie sollte es sein, mit einem großzügigen Garten drumherum. Das Haus hätte ruhig schon ein bisschen abgerockt sein dürfen – Hauptsache trocken, mit Wasser- und Stromanschluss und sofort nutzbar. Wir wollten uns das Häuschen nach und nach herrichten.
Leider waren wir nicht die einzigen Großstadtmenschen mit dieser tollen Idee…
Der Markt für passende und für uns finanzierbare Immobilien war ruckzuck leergefegt. Außerdem mussten wir einsehen, dass es bei alten Häusern nicht mit ein bisschen frischer Farbe getan ist und unsere handwerklichen Fähigkeiten nicht ausreichten, um ein Haus auf eigene Faust zu sanieren.
Dann vielleicht doch ein Grundstück kaufen und ein kleines Häuschen neu bauen (lassen)? Zu der Zeit waren die Bauzinsen noch auf einem historischen Tiefstand. Es schien möglich! Wir kauften also ein großes, bauträgerfreies Grundstück in Mecklenburg-Vorpommern und wollten gerade in die weitere Planung einsteigen, da überfiel Putin die Ukraine. Die Bauzinsen machten in kurzer Zeit einen Satz nach oben. Die Baukosten waren auch vorher schon enorm gestiegen und jetzt auch noch Wirtschaftskrise…
Tja, wir mussten einsehen, dass wir für unser Vorhaben den richtigen Zeitpunkt verpasst hatten. Denn, so ehrlich müssen wir sein: Es war ein reines Wohlstandsprojekt, das wir uns unter den veränderten Bedingungen nicht mehr leisten konnten und wollten.
Manchmal brauchen Träume Zeit zum Wachsen
Und so schrumpfte der Traum vom Ferienanwesen auf dem Land zu einer Wiese, die im Sommer eher einer Steppe gleicht. Der Boden ist trocken und sandig, am Rande wachsen ein paar Eichen und verwildertes Strauchwerk. Kein Häuschen, nicht mal ein Geräteschuppen, kein Wasser, kein Strom. Und auch keine Einfriedung, so dass unsere Nachbarn das Grundstück als Parkplatz und Wendemöglichkeit betrachteten und ihre Hunde darauf ihr Geschäft verrichteten. Auch als Reitplatz wurde es schon genutzt.
Aber so ganz will ich meinen Traum nicht aufgeben. Die meisten bauen ja erst ihr Haus und legen dann einen Garten an (mit der Kohle, die nach dem Hausbau noch übrig ist). Wir machen es einfach umgekehrt und kümmern uns zuerst um den Garten. Ich möchte Obstbäume sowie blühende und fruchttragende Hecken pflanzen, Kräuter aussäen, Frühblüher in die Erde stecken, Nistplätze für Vögel und Wildbienen schaffen und und und…
Das Häuschen kommt dann vielleicht später. Vielleicht reicht es auch nur für einen Wohnwagen. Oder ein Zelt. Wir werden sehen.



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